Mittwoch, 16. Juni 2010

Vienna Impressions



Ein kalter Wind zieht auf. Die Sonne, welche die Welt morgens noch ein wenig freundlicher erschienen ließ, gönnt sich eine kleine Pause hinter den Wolken.

Leises Wiehern und Hufgetrappel lässt mich aus meinen Gedanken hochschrecken. Abermals betätige ich den Auslöser meiner Kamera, abermals ein Lächeln des Kutschfahrers.


Wir schlendern ein Stück weiter, überqueren eine große Straße.

Unwirklich erscheint mir diese neue, andere, fremde Welt, in der Autos, Busse und Straßenbahnen herrschen.

Aus der schöne Traum. Ein Märchen, längst vergessen.


Jetzt erst wird mir bewusst, wie vielfältig diese Stadt doch ist, die ich schon nach einem Tag lieben gelernt habe.

Die Hofburg, der Stephansplatz und Graben – man fühlt sich wie eine Prinzessin auf ihrem Schloss. Im krassen Gegensatz dazu die neuen, großen, modernen Hochhäuser und Museen. Irgendwie absurd, ja fast schon pervers anzusehen. Und auf einer anderen Art und Weise faszinierend und perfekt zusammenpassend. Wäre es anders – es wäre nicht Wien!


Das Gelände wechselt abermals. Aus den Stadtrundfahrt-Bussen sind nun lauter kleine und große Mozarts geworden. Freundliche Herren, die uns mit Flyern in der Hand auf Englisch, Französisch und dem schönen wienerischen Akzent ansprechen. Ob wir heute Abend schon was vorhaben. Ich erhasche schnell einen Blick auf die Preise des Sinfonieorchesters. 50-250€ pro Karte. Dankend lehnen wir ab; wir wären heute Abend leider schon im Theater.


Als wir den kleinen Park durchqueren, kommt eine Frau auf uns zu. Türkischer Abstammung vielleicht. „Eine Blume für die Prinzessin“, sie drückt uns eine Rose in die Hand. Überrascht und begeistert nehmen wir an. Erst später zieht sie ein Bild ihrer Tochter hervor, zerknittert und verblichen. „Eine kleine Spende für neue Schuhe, bitte!“ Meine Freundin kramt unschlüssig 2€ aus ihrer Tasche und drückt sie der Frau in die Hand. Flehend wendet sie sich nun an mich: „2€ kostet eine Rose, bitte!“


Mein Mitleid verschwindet. Ich helfe gerne – mir steigen oft die Tränen in die Augen, wenn ich „solche“ Leute sehe. Aber wer auf solch eine dreiste Art und Weise versucht, Touristen abzuzocken – da hört auch mein Verständnis auf. Sie würde mehr Geld haben, hätte sie das Geld, welches sie für die Rosen ausgegeben hat, gespart. Mit einem „Tut mir Leid“ drücke ich ihr die Rose wieder in die Hand.


Die Blume meiner Freundin bleibt den ganzen Tag in meiner Tasche, am Abend im Hotel ist sie zu vertrocknet, um sie in eine Vase zu stellen und sich an ihr zu erfreuen.


Ihre einstige Schönheit, nun nur noch schlappe, welke Blütenblätter, dem Mülleimer geschenkt.


Keine Kommentare: